USA: Aktuelle Entwicklungen
Zollpolitik

USA: Aktuelle Entwicklungen

Kurzfristige Zollerhebungen und -aussetzungen seitens der Vereinigten Staaten von Amerika prägten die Schlagzeilen Anfang Februar 2025. Ein Zwischenfazit.

US-Zölle gegenüber China

Am 1. Februar wurden US-Zölle auf Importe aus der Volksrepublik China bekanntgegeben, die bereits am 4. Februar 2025 in Kraft traten. Es handelt sich hierbei um Zusatzzölle in Höhe von 10 Prozent, die auf die bereits bestehenden Zollsätze aufgeschlagen werden. Lediglich für Spenden oder Waren zum persönlichen Gebrauch soll es Ausnahmen geben. 

Daraufhin hat die chinesische Regierung am 5. Februar 2025 Klage bei der WTO eingereicht und ebenfalls Zölle auf bestimmte US-Import erhoben. Seit 10. Februar werden 10 Prozent für Rohöl und Landmaschinen sowie 15 Prozent auf Flüssiggas oder Kohle aus den USA erhoben.

Im Dreiecksverhältnis zwischen USA, China und der EU muss sich Europa nun in einem Balanceakt bewähren. China bleibt als größter Importeur der EU und drittgrößter Exportmarkt ein wichtiger Handelspartner. Und zeigt verstärkt geopolitische Ambitionen. Einerseits prüft und erlässt die EU daher zurzeit Antidumpingmaßnahmen zum Beispiel auf E-Autos, auf die China reagiert und auf Branntwein oder Schweinefleisch Zölle erhebt. Andererseits will Europa unter anderem mit den Komponenten für erneuerbare Energien aus China die Umstellung auf grüne Energie vorantreiben und weiterhin vom globalen Handel profitieren.

US-Zölle gegenüber Mexiko und Kanada

Die ebenfalls am 1. Februar verkündeten US-Zölle gegenüber Mexiko wurden auf 25 Prozent angesetzt. Doch noch vor Inkrafttreten am 4. Februar 2025 wurden sie ausgesetzt, da Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum umgehend Maßnahmen zur Eindämmung des Drogenhandels von Mexiko in die Vereinigten Staaten ergriffen hatte. Die Aussetzung gilt zunächst für vier Wochen, innerhalb dieser Zeit soll es weitere Verhandlungen geben. Die Zölle könnten der mexikanischen ebenso wie der US-amerikanischen Wirtschaft deutlich schaden. Auch europäische Unternehmen, die in Mexiko Produktionsanlagen betreiben, um den US-Markt zu beliefern, wären davon massiv betroffen. 

Wie gegenüber Mexiko sollen die Zölle bei Wareneinfuhren aus Kanada ebenfalls 25 Prozent betragen. Für Energieimporte soll allerdings ein verminderter Zollsatz von 10 Prozent gelten. Darauf reagierte Kanada mit der Ankündigung umfangreicher Gegenmaßnahmen. Zum Hintergrund: Die USA sind für Kanada der wichtigste und größte Handelspartner mit einem Umfang von knapp einer Billion Dollar an Waren und Dienstleistungen. Auch hier wurden die Maßnahmen für 30 Tage ausgesetzt, um Verhandlungen zu führen. 

Wie sich die Zollpolitik mit China, Mexiko und Kanada in Europa auswirken kann, hat das Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Kurzbericht vom 5. Februar zur ersten Runde im Zollkonflikt eingeschätzt.

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Weltweit: Zölle auf Stahl und Aluminium

Ab 12. März 2025 soll es für einen überwiegenden Anteil von Stahl- und Aluminiumimporten in die USA einen einheitlichen Zollsatz von 25 Prozent geben. Hiervon ist Europa direkt betroffen, aber auch für Länder wie Großbritannien, Australien, Kanada, Mexiko oder Argentinien wird die bisherigen Quotenregelung aufgehoben. 

Zur Einordnung: Mit 3,2 Millionen Tonnen waren die kanadischen Aluminium-Importe in die Vereinigten Staaten, die derzeit die Hälfte Ihres Bedarfs einführen müssen, am höchsten. Auf dem Stahlmarkt importiert die USA etwa eine Viertel ihres Bedarfs, der Großteil stammt aus Mexiko und der EU. Doch obwohl die USA ein bedeutender Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie sind, gehen derzeit rund 80 Prozent der Stahlausfuhren aus Deutschland in andere EU-Länder. 

Bereits 2018 haben die USA bei der Einfuhr Strafzölle auf bestimmte Eisen, Stahl- und Aluminiumerzeugnisse erhoben. Die EU hat darauf mit Gegenzöllen geantwortet. Im Zuge des G-20-Gipfels im Oktober 2021 wurde dann der Zollstreit zwischen USA und EU beigelegt und die gegenseitigen Maßnahmen bis 31. März 2025 ausgesetzt. Während dieser Aussetzung dürfen EU-Ursprungswaren bis zu einer bestimmten Menge zollfrei in den USA geliefert werden. Diese Quotenregelung, wird mit der Bekanntmachung von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA ab 12. März aufgehoben: 

Adjusting Imports of Aluminum into The United States 
Adjusting Imports of Steel into The United States 

Ob es vor dem 12. März zu einer erneuten Einigung zwischen USA und EU kommt, ist derzeit offen. Wer Waren aus den Kapiteln 72, 73 und 76 ausführt, sollte die Entwicklungen daher im Blick behalten.

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Weitere Ankündigungen

Der US-Zoll- und Grenzschutz (CBP) hat neue Regeln vorgeschlagen, um die De-minimis-Zollbefreiung für bestimmte Sendungen mit geringem Wert in die USA zu verschärfen. Die vorgeschlagenen Änderungen würden bestimmte Produkte von der Befreiung ausschließen, die derzeit die Einfuhr von Waren im Wert von 800 USD oder weniger ohne Zahlung von Zöllen ermöglicht.

Des Weiteren ist eine gegenseitige Angleichung von Zöllen oder Handelsmaßnahmen geplant. Dazu sollen innerhalb von 180 Tagen unter anderem die Auswirkungen von Zöllen, nichttarifären Handelshemmnissen oder Steuern auf Dienstleistungen von Handelspartnern bewertet werden. Eine Angleichung der US-Zölle an das Niveau der US-Handelspartner trifft Entwicklungs- und Schwellenländer gemäß des IW-Kurzberichts vom 14. Februar jedoch deutlich härter: „Für die EU würde sie insgesamt nur einem Anstieg des durchschnittlichen Zollsatzes zwischen etwa 0,5 und 1,7 Prozentpunkte entsprechen“. Die europäische Autoindustrie bildet dabei einen Sonderfall. Sie wäre von den auf einer Pressekonferenz in Mar-a-Lago am 18. Februar in Aussicht gestellten Zölle in Höhe von 25 Prozent auf den Import von Autos in die USA zudem noch härter betroffen, denn auf Pkw-Importe aus der EU erheben die USA bisher einen Zollsatz von 2,5 Prozent, während der EU-Zollsatz bei zehn Prozent liegt. Auch auf Halbleiterchips und Pharmazeutika sollen zusätzliche Zölle erhoben werden. Zu all diesen Zöllen soll es am 2. April Konkretisierungen geben.

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So recherchieren Sie Zusatzzölle für Ihre Waren

Für Ihre Recherche zu US-Zöllen können Sie die Datenbank Harmonized Tariff Schedule der U.S. International Trade Commission nutzen. Dort sind alle bereits bestehenden Schutzzölle der USA eingepflegt. Geben Sie hier den Sechssteller Ihrer Ware ein oder nutzen Sie die Stichwortsuche.

Alternativ nutzen Sie die Datenbank der EU-Kommission Access2Markets. Die aktuellen Zollsätze aller Länder werden dort zur Verfügung gestellt. Geben Sie zur Recherche direkt auf der Startseite die sechsstellige Warennummer mit dem Ursprungsland Deutschland und dem Bestimmungsland Vereinigte Staaten ein.